Oracle Datenbank Standard Edition versus Enterprise Edition
Wodurch unterscheiden sich diese beiden Editionen?
Grundsätzlich ist die Standard Edition für kleinere Datenbanken / Unternehmen/ Arbeitsgruppen gedacht. Bis Oracle 12c Version 12.1.0.1 - war Oracle bezüglich der möglichen CPU Cores, die von der Standard Edition abgedeckt waren (bis zu 4 Sockel, beliebige Core Anzahl) sehr großzügig. Mit der Einführung von Oracle Standard Edition 2 parallel zur Oracle 12c - Version 12.1.0.2 - wurden die Limits hier leider etwas strenger: 2 CPU Sockel, maximal 16 Cores werden verwendet - siehe auch unseren Artikel "Änderung bei Oracle Datenbank Standard Edition Lizenzen". Trotzdem lassen sich damit durchaus auch größere Datenbanken problemlos betreiben!
Neben den weiter unten im Detail behandelten funktionalen Einschränkungen der Standard Edition zeichnet sich die Enterprise Edition dadurch aus, dass sie durch Optionen und Management Packs erweiterbar ist. Für die Standard Edition gab es letztendlich nur eine "Option" - man durfte sie (mit Einschränkungen) im RAC betreiben. Das wurde mit Oracle 19c aber abgestellt.
Was sind die funktionalen Einschränkungen der Standard Edition
Vorsicht Falle: Funktionale Einschränkung bedeutet nicht, dass die Standard Edition es nicht kann - speziell in älteren Oracle Datenbank Versionen gab es keinerlei Schutz davor, versehentlich etwas zu nutzen, was nicht durch die Lizenz abgedeckt war. Erst in den letzten Releases - beginnend mit Oracle 11g - hat Oracle an der einen oder anderen Stelle verhindert, dass man versehentlich Enterprise Edition Funktionalitäten auch in der Standard Edition nutzt.
Disclaimer: Diese Liste ist nicht zwingend vollständig. Wir haben diese nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und wir können nicht ausschließen, dass wir eventuell etwas übersehen haben.
Funktionale Einschränkungen der Standard Edition
- Keine ONLINE DDL Operationen - zB: CREATE INDEX .... ONLINE;
- Keine Parallel Verarbeitung - Parallel Query, Parallel DML,...
- Keine Partitionierung (Tabellen, Indexes)
- Kein Query Rewrite für MViews - MViews selbst sind erlaubt
- Keine Compression (Indexes, Tables, Netzwerk, Archivlogs,..)
- Keine Deferred Segment Creation erlaubt
- Kein Flashback Funktionalität (Table, Transaction, Database,...) ausgenommen Flashback Query und Recyclebin.
- Kein COMPRESSED Flashback Data Archive, seit Oracle 12c sind NON-COMPRESSED FDA möglich und in Oracle SE erlaubt
- Keine Verschlüsselung - ausgenommen Netzwerkverschlüsselung seit 11.2.0.3
- Keine Bitmap Indexes Unterstützung / keine Star Transformation im Optimizer
- Ab Oracle 12c gibt es einige weitere Optimizer Einschränkungen im Bereich "Adaptive", die für kleine und mittlere Datenbanken aber nicht relevant sind.
- Kein Result Cache (auch nicht am Client) - Hinweis: Der Speicher für diesen wird aber sehr wohl reserviert, wenn man nichts dagegen unternimmt.
- Bei CDB war ursprünglich nur eine PDB erlaubt. Beginnend mit Oracle 19c dürfen es dann maximal drei PDBs sein.
- Resource Manager darf nicht genutzt werden.
- SQL Plan Management (SE2 darf nur einen SQL Plan pro Statement haben, evolve ist deaktiviert)
- Keine Table Redefinition (DBMS_REDEFINTION)
- Keine Virtual Private Database
- Keine Gateways, ausgenommen ODBC Gateway
- Ab Oracle 19c gibt es keinen Standard Edition 2 RAC mehr.
- Ab dem 5. Dezember 2019 sind Machine Learning (aka Advanced Analytics und Data Mining) sowie Spatial und Graph in allen Editionen kostenfrei nutzbar.
Weitere Einschränkungen im Bereich Backup und Recovery sowie High Availability
- Keine Parallelisierung (nur 1 Channel im RMAN)
- Anzahl und Konfiguration der Archive Log Destinationen (entweder FRA oder LOG_ARCHIVE_DEST und LOG_ARCHIVE_DUPLEX_DEST - aber nicht beides)
- Bei RMAN Compression ist nur BASIC erlaubt - alle anderen Einstellungen benötigen EE+Compression Option
- Kein Block Change Tracking für Incremental Backups erlaubt
- Kein Blockrecovery
- Kein Table Recovery
- Keine Unused Block Compression (leere Datenbankblöcke werden mitgesichert)
- Keine Cross Platform Migration mit RMAN erlaubt
- Kein Transportable Tablespaces - ausgenommen der Import von TTS ab SE2
- Kein Flashback Database / keine Guaranteed Restore Points
- Kein Data Guard (aber sehr wohl manueller physical Standby Database Betrieb)
- Oracle RAC: Die Datenbank musste im ASM liegen (NFS war nicht erlaubt). Ab Oracle 19c gibt es keinen Standard Edition 2 RAC mehr.
- Keine Application Continuity, kein Transaction Guard
Oracle Enterprise Edition Optionen
Die Liste der kostenpflichtigen Optionen und Management Packs (Stand 2018)
Alle hier aufgelisteten Funktionalitäten sind kostenpflichtige Erweiterungen der Enterprise Edition und somit in der Standard Edition nicht verfügbar.
- Multitenant
- Real Application Clusters
- Real Application Clusters One Node
- Active Data Guard
- Partitioning
- Real Application Testing
- Advanced Compression
- Advanced Security
- Label Security
- Database Vault
- OLAP
- Advanced Analytics - seit 5. Dezember 2019 für alle Editionen kostenlos!
- Spatial and Graph - seit 5. Dezember 2019 für alle Editionen kostenlos!
- TimesTen Application-Tier Database Cache
- Database In-Memory - ab Oracle 20c darf man mit IN-MEMORY BASE LEVEL bis zu 16GB In-Memory nutzen. Es gelten entsprechende Einschränkungen.
- Retail Data Model
- Communications Data Model
- Airlines Data Model
- Utilities Data Model
- Diagnostics Pack
- Tuning Pack
- Database Lifecycle Management Pack
- Data Masking and Subsetting Pack
- Cloud Management Pack for Oracle Database
- Secure Backup
Was wir für Sie tun können
Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass viele Applikationshersteller grundsätzlich sagen: "Wir brauchen Oracle Enterprise Edition!" aber nicht einmal wissen, warum (zumindest können viele diese Frage nicht beantworten)! Da die Oracle Enterprise Edition aber um ein Vielfaches teurer ist und nach Cores (und nicht nach Sockel) lizensiert wird, stellt sich die Frage: "Müssen wir diese Applikation wirklich auf einer Enterprise Edition betreiben?".
Wir können Sie bei der Beantwortung dieser Frage unterstützen, indem wir verifizieren, welche Funktionalitäten von Ihrer Applikation wirklich genutzt werden. Natürlich müssen selten verwendete Funktionen der Applikation (Jahresabschluß, Inventur,...) mit berücksichtigt und getestet werden.
Dabei prüfen wir nicht nur, ob die Applikation auch auf Oracle SE laufen wird, wir verifizieren auch, ob Sie nicht versehentlich eine der kostenpflichtigen Oracle EE Optionen genutzt haben. Ein solcher Check dauert - abhängig von der Komplexität der Applikation - einige wenige Stunden und kann Ihnen die Grundlage für die Entscheidung liefern, ob Sie auch mit der Oracle SE Datenbank auskommen.
Aktuelle Änderungen an Oracle Datenbank Lizensierungsregeln
Da Oracle speziell in der letzten Zeit - beginnend mit Oracle 19c - mehrere Änderungen vorgenommen hat, sammeln wir diese auch in einer eigenen Rubrik Oracle Datenbank Lizensierungsänderungen. Dort finden Sie in den meisten Fällen auf weiterführende Quellen und Referenzen.
Quellen und Referenzen
Neben den Informationen aus den aktuellen Oracle Datenbank Lizenzbeschreibungen, nutzen wir auch Informationen von Oracle Support sowie die Oracle Schulungsunterlagen - hier eine (unvollständige) Liste der Quellen und Referenzen: